Portraitfotografie: Einfache Tipps für Einsteiger

Hier kommen ein paar Tipps & Tricks, die ich selber bei einem Shooting mit Menschen jeweils beachte - ganz nach dem Motto, mit einfachen Mittel grosse Wirkung erzielen.

Portraitfotos: Bilder, wie Menschen andere Menschen sehen

Menschen in seinem familiären Umfeld. Menschen auf der Strasse. Menschen in den Ferien. Menschen als Models. Menschen sind ein spannendes Fotomotiv.

Daher ist die Potraitfotografie eine der beliebtiste Sparte der Fotografiewelt.

Es geht dabei nicht nur darum, die Person einfach auf einem Foto abzulichten. Die Aufgabe der Portraitfotografie lautet eher, ein Bild von jemanden machen und dabei seine Persönlichkeit zu zeigen. Mit allen Ecken und Kanten der Person, mit einem Einblick in die Seele des Protagonisten. 

Menschen lieben Gesichter. Gesichter und Menschen erzählen Geschichte, transportieren Emotionen, wecken Gefühle auf. Schöne Portraits machen Spass, sowohl beim Erstellen, wie auch beim Betrachten.

Daher möchte in diesem Artikel Dir ein paar Tipps und Tricks mitgeben, wie man einfach mit der Portraitfotografie starten kann – und wie Du mit simplen Hinweisen Deine Lieblingsmenschen perfekt ins Licht rücken kannst. 

Die Ausrüstung für Portraitbilder

Welche Kamera, welches Objektiv, welches Stativ: Die Frage nach der perfekten Ausrüstung ist jeweils eine kleine Religionsfrage – und dies ist bei allen Genres der Fall. 

Mein erster Input bezüglich Portraitfotografie lautet daher: Beginne mit der Fotoausrüstung, die Du bereits besitzt. Für schöne Portraitaufnahmen benötigst Du keine spezielle Ausrüstung; deine aktuelle Kamera wird die Aufgaben erfüllen. 

Dennoch möchte ich hier nicht missen, einige Worte zum Thema Objektive zu verlieren.

Mit lichtstarken Objektive, wirst Du eher erreichen, dass sich das scharfgestellte Motiv vom weichen, unscharfen Hintergrund abhebt (sogeannter Bokeh-Effekt). Ein willkommener Effekt, für Menschen zu portraitieren.

Zudem hat die Brennweite des Objektivs einen grossen Einfluss auf die Verzerrung des Fotos. Weitwinkelobjektive lassen Gesichter schmal wirken, während beim Superzoom-Objektive das Gesicht eher aufgeschwollen aussieht. Das untenstehende GIF veranschaulicht schön den Einfluss der verschiedenen Brennweiten:

 

via GIPHY

 




 

Das passende Licht zum richtigen Portrait

Blitzlicht oder Sonnenlicht? Frontales Licht oder Gegenlicht? Hartes oder weiches Licht? Du siehst: Das Thema Licht kann in der Potraitfotografie die Geister spalten.

Und wie so häufig, gibt es kein richtig oder falsch. Es ist meistens eine Stilfrage, und das Licht ein Mittel zum Zweck. 

Persönlich mag ich natürliche Lichtgegebenheiten sehr. Diese lassen Gesichter meistens weicher wirken, die Personen sind dabei auch eher in ihrer natürlichen Umgebung und wirken gelassener. Wenn ich dazu noch zwei Tipps geben darf:

  • Meide die Mittagssonne
  • Suche das weiche Licht in den frühen oder späten Stunden
 

Professionelle Portrait-Fotoshooting werden alle mit künstlichen Lichtquellen durchgeführt. Blitz, Reflektoren, Lichtmultiplikatoren: Je nach Ziel werden verschiedene Methoden angewandt. 

Grundsätzlich kann man sich mit dem Thema Licht lange und ausgiebig beschäftigen. Mein Rat ist jeweils, mit den bereits vorhandenen Mitteln zu arbeiten und verschiedene Einstellungen auszuprobieren. Wie die Kamera soll auch das Licht ein Werkzeug bleiben, um von den Menschen schöne Portraitfotos machen zu können.

Komische Posen vermeiden für natürliche Bilder

Nun zum Motiv: Die Person auf dem Foto soll in den Mittelpunkt gestellt werden. Und dies möglich natürlich.

Herzhaftes Lachen, Alltägliche, normale Gesichtsausdrücke, natürliche Posten. Die Person einfangen, wie sie auch im „echten“ Leben ist. Solche Portraitfotos wirken authentisch, als natürliches Abbild der Wirklichkeit.

Tönt ganz einfach, ist es aber nicht.

Schliesslich soll die Person auch vorteilhaft aussehen, auf dem Portraitfoto. Ohne dick zu wirken, ohne Doppelkinn im Gesicht, ohne schielende Augen, ohne verzerrte Grimasse. Wir suchen die ästhetische Natürlichkeit.

Daher folgende Inputs und Tipps:

– Die ganze Körperhaltung hat Einfluss auf das Gesicht. Die abgelichtete Person soll daher die Arme und Hände nicht einfach hängen lassen, sondern an der Körperlänge oder auf die Hüfte anlegen.

– Versuche durch Mimik und gedrehter Körperhaltung etwas Bewegung in das Gesicht zu zaubern. Dies wirkt aktiv, dynamisch, sympathisch. 

– Die perfekte Symmetrie gibt es im Menschen nicht. Diese „Unperfektheit“ ist auch gut so. Vermeide die Suche nach der perfekten Symmetrie; arbeite lieber mit unsymmetrischen Perspektiven. 

 

Portraitfotografie – ohne Blick in die Kamera

Die ersten Bilder einer Fotoserie sind häufig die schlechtesten. Dieser Grundsatz stimnmt (leider) auch in der Portraitfotografie.

In den ersten Minuten wirken die Personen häufig noch verkrampft, unnatürlich, angespannt. Sie müssen sich auf die neue, ungewohnte Situation einstellen. 

Insbesondere am Anfang eines Shootings gebe ich den Rat, erst mal gar nicht in die Kamera zu schauen. Um in Stimmung zu kommen, die Anspannung zu verlieren, soll sich das Model auf etwas anderes fokussieren. Dazu nützt es auch, ein normales Gespräch mit dem Motiv zu führen, gemeinsam Musik zu hören, gemeinsam in schöne Gedanken zu versinken. 

Diese Wohlfühl-Blase wird sich auf den Fotos bemerkbar machen: Das Model wird sich normal bewegen und agieren können, die Bilder werden natürlich wirken.

Gleichzeitig habe ich als Fotograf die Möglichkeit, die richtigen Kamera-Einstellungen vorzunehmen, die Lichtverhältnisse zu testen, das passende Objektiv einzustellen. Mit der Zeit versuche ich zudem als Fotograf den stillen Beobachter zu werden, und nicht mehr als Fotograf wahrgenommen zu werden.

Sich wohl fühlen, sich sicher fühlen

Eines der grossen Ziele von Potraitfotos ist das Einfangen des natürlichen Menschen, so wie er ist und wirkt. Um dies zu erreichen, muss zwischen Fotograf und Model ein gutes Gefühl entstehen. Sorge für eine gute Stimmung beim Fotoshooting!

Wie man eine solche Wohlfühl-Blase aufbaut, ist von Fall zu Fall verschieden. Die einen mögen tiefgründige Gespräche, um eine Art Vertrauensbasis zu schaffen. Andere möchten lieber ein lockeres, humorvolles Miteinander. Wiederum andere wünschen sich professionelle und genaue Anweisungen.

 

Bewegung führen zu schöne Portraits

Authentische Fotos können nur dann entstehen, wenn die Protagonisten nicht verkrampft sind – weder das Model, noch der Fotograf. Daher tut Abwechslung immer gut, auch in Form von Bewegung.

Lass das Model zwischendurch Grimassen machen, lacht zusammen, redet über schöne Erlebnisse, bringt gute Stimmung rein. Bewegt euch auch körperlich: laufen, springen, tanzen. 

Die körperliche Bewegung wirkt auf den Bildern spontan, dynamisch und attraktiv. 

Aber bleibe auch Du als Fotograf immer wieder in Bewegung!

Spiele mit unterschiedlichen Perspektiven, versuche neue Blickwinkel, teste spontane Ideen aus: Wenn Du es mit Kindern zu tun hast, dann begebe Dich auf deren Augenhöhe! Oder wieso nicht einmal auf einen Stuhl stehen, und die Personen von oben herab fotografieren?

Der Bokeh-Effekt: Scharfes Portrait vor unscharfem Hintergrund

Der grosse Klassiker der Portraitfotografie ist natürlich der Bokeh-Effekt. 

Bokeh ist ein japanisches Wort und bedeutet soviel wie „Nebel“ oder „Schleier“. In der Fotografie ist das Ziel des Bokeh, dem Hintergrund des Fotos ein wenig Unschärfe zu verleihen, während das Hauptmotiv im Vordergrund gestochen scharf ist. Der Bokeh-Effekt hebt das Motiv im Bild hervor, und betont genau das, was Du mit Deinem Foto zeigen möchtest.

Für einen tollen Bokeh-Effekt benötigt man Objektive, die niedrige Blendenwerte aufweisen. Für maximales Bokeh brauchst du Objektive mit Blendenwerten von 1.2 oder 1.4. Mit längeren Brennweiten – egal ob bei Objektiven mit Zoom oder ohne – lässt sich das Bokeh maximieren.

 




 

Bewerbungsfotos: Vorsicht beim Fokus auf das Gesicht!

Schöne Portraitfotos, insbesondere in professioneller Kleidung, könnte man ja auch als nächstes Bewerbungsfoto verwenden – oder?

Wie soeben erwähnt, ist ein Bokeh-Effekt häufig erstrebenswert, so dass das Motiv vom Hintergrund vorgehoben wird. Zudem wird für die Portraitfotografie Objektive mit einer Brennweite zwischen 50 und 100mm empfohlen, die keine Verzerrung der Gesichtsform hervorrufen. 

Bei einem Bewerbungsfoto, solltest Du in der Regel immer auf die Augen fokussieren. Diese sind – nebst vielleicht noch den Lippen – der wichtigste Punkt eines Gesichts.

Doch Vorsicht bei der Blende-Einstellung! Die Gefahr lauert nämlich, vor lauter Bokeh-Effekt, dass die Augen zwar scharf sind, jedoch Nase und Ohren bereits wieder unscharf wirken. Insbesondere auf grossen Bildschirmen ist dies dann sichtbar.

Ruhiger Hintergrund: Gegen Ablenkung in der Portraitfotografie

In der Portraitfotografie geht es primär um die Person im Mittelpunkt. Um ihr Gesicht, ihre Emotionen, ihr Ausdruck. 

Alles andere ist nur Beilage.

Daher soll auch der Fokus des Fotos auf das Subjekt liegen. Der Hintergrund sollte daher eher ruhig wirken, wenn möglich nicht vom Motiv ablenken. 

Doch auch wenn der Hintergrund nur Beilage ist; auch dieser sollte für das Shooting passen. Man wird keine Businessfotos am Meer machen wollen. Suche Dir, je nach dem Thema, eine passende Location aus!

Weil auch ein (unscharfer) Hintergrund trägt der Atmosphäre auf dem Foto bei. Ganz egal ob im Fotostudio, in einem Industriegebiet, in natürlichen Landschaften oder in hellen Büroräumlichkeiten. 

Fotos Portrait

 

 

PS 1: Für Portraitfotos eignen sich auch schwarzweiss Bilder – siehe dazu auch: Schwarz-weiss Fotografie: 10 Tipps für ausdrucksvolle Bilder

PS 2: Aus Rücksicht & Gründen des Datenschutzes stammen die Bilder in diesem Blogpost nicht von meiner Kamera, sondern von der kostenlosen Bilder-Datenbank unsplash.com.

marc

marc

Hallo, ich heisse Marc, und komme aus der Schweiz. Ich reise gerne, ich liebe es Fotos zu knipsen, ich entdecke gerne die Welt - sei es in der Schweiz, in Europa oder in der fernen Welt. "Stets unterwegs" ist mein Motto, und so schreibe ich auf phototraveler.ch über meine Ausflüge, Citytrips und grössere Reisen. Natürlich immer mit Fotos von Landschaften, Städten oder Menschen im Alltag.

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2 Antworten

    1. Hey Danaron
      Besten Dank für Deinen Besuch – und den lieben Kommentar.
      Habe mich bewusst dagegen entschieden, „meine“ Portraitaufnahmen hier zu publizieren – es geht mir primär um Inputs und meine Gedanken zum Thema. Zudem bin ich ja auch kein professioneller Fotograf der neue Aufträge damit generieren will ;-)
      Liebe Grüsse
      Marc

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