- Analoge Fotografie dank Corona-Pandemie
- Review: Die kleinste Kleinbildkamera der Welt
- Die verschiedenen Modelle der Rollei 35
- Eine Kurzanleitung
- Beispielbilder: Mit Rollei 35 SE aufgenommene Fotos
Analoge Fotografie dank Corona-Pandemie
In dieser Phase der Corona-Pandemie habe ich etwas Zeit mich mit Themen zu beschäftigen, die ich stets aufgeschoben habe. So gehört auch das Thema der „analogen Fotografie“ dazu. Obwohl ich schon seit der Schulzeit davon fasziniert bin, und ich relativ kürzlich durch das Erbe meines Onkels ein paar alte Filmkameras erhalten habe, fand ich in den letzten Monaten keine Zeit mich der analogen Fotografie zu widmen.
Doch nun, dem Corona-Virus und entsprechend viel Freizeit sei Dank, habe ich die Rollei 35 entstaubt. Und ich will euch meine neu gefundene Freude an dieser Kompaktkamera nicht vorenthalten.
Bis die ersten aufgenommenen Filme entwickelt und die Bilder digitalisiert sind, stelle ich euch mal das Schmuckstück vor. Sobald ich ein paar sehenswerte Fotos habe, werde ich diese dann hier selbstverständlich auch veröffentlichen.
Review: Die kleinste Kleinbildkamera der Welt
Zur Zeit der ersten Vorstellung der Rollei 35 im Jahr 1966 war diese neue Kamera die kleinste Kleinbildkamera der Welt: Die „Hemdentaschekamera“ aus Deutschland liegt dank seinen Massen von 9,7 cm (Breite) × 6 cm (Höhe) × 3,2 cm (Tiefe) gut in der Hand. Dank seinem kleinen Gewicht von gerade mal 375 Gramm, ist die Kompaktkamera ein idealer Begleiter für schöne Reisefotos oder die Streetfotografie.
Die Rollei 35 ist bis heute die kleinste vollmechanische Kamera für 35-mm-Filmpatronen. Das versenkbare, nicht-wechselbare Objektiv mit einer 40mm Brennweite war in dieser Zeit ein richtiges Novum, da dieses vom üblichen Standard mit 50mm Brennweiten bemerkenswert abwich. Es war ein erster Schritt in Richtung Weitwinkelobjektive; zumindest in Richtung Objektive-mit-grösseren-Winkeln.
Alle produzierten Rollei 35 Modelle mit Tessar & Sonnar Objektiven besitzen Verschlusszeiten zwischen 1/2 bis 1/500 Sekunde. Alle Modelle mit Triotar Objektive haben jedoch Verschlusszeiten zwischen 1/30 bis 1/500 Sekunde. Aufgrund des rein mechanischen Verschluss, können speziell die längeren Verschlusszeiten von 1/8 bis 1/2 Sekunden ziemlich ungenau werden.
Sowohl die Verschlusszeit wie auch die Blendeöffnung (je nach Modell f 2.8 / f 3 – f 22) sind über schicke Drehräder an der Kameravorderseite einzustellen. Ebenso wird hier die ISO-Empfindlichkeit des Filmes eingestellt.
Spannend ist die Tatsache, dass die Entfernung zum Fotoobjekt geschätzt werden muss und dann am Objektiv eingsellt wird. Ein Messsuchersystem sucht man vergebens.
Die verschiedenen Modelle der Rollei 35
Fast 30 Jahre lang wurde diese Kleinbildkamera produziert. Rund 2 Millionen der verschiedenen Modellen von Rollei 35 wurden dabei vertrieben; die meisten davon waren Rollei 35, Rollei 35T und Rollei 35S. Die wichtigsten Modelltypen habe ich hier aufgelistet. Zusätzlich gabe es etliche Sondermodelle, die vor allem für Sammler interessant waren.
Rollei 35 (1967-1975)
Das Originalmodell, in Braunschweig (Deutschland) hergestellt. Mit Tessar Objektiv (40 mm / f 3.5).
Rollei 35S-Xenar (1972-1973)
Mit Xenar Objektiv (40 mm/ f 3.5).
Rollei 35S (1974-1980)
Die Luxusversion der Rollei mit Sonnar Linse (40 mm / f 2.8) von Zeiss. Made in Singapur.
Rollei 35T (1976-1980)
Neuer Name für die bisherige Rollei 35. Das T steht dabei für die Tessar Linse. Neu auch made in Singapur, statt wie bisher in Deutschland.
Rollei B35 & Rollei C35 (1969-1978)
Die Einsteigermodelle mit dreilinsigen Objektive (Triotar 40 mm / f 3.5), jeweils mit batterielosem (Modell B35) oder ganz ohne Belichtungsmesser (C35).
Rollei 35 LED (1978-1980)
Drei neue Leuchtioden geben im Sucher geben Auskunft zur Überbelichtung, Unterbelichtung oder korrekte Belichtung. Mit Triotar Objektiv (f 3.5).
Rollei 35 TE & Rollei 35 SE (1980-1982)
Das zusätzliche E steht ab dem Jahr 1979 für „Elektronik“: Dank neuem zweistufigem Auslöser aktiviert bei leichtem Andrücken die drei Leuchtioden als Leuchtwaage, um die perfekte Kombination aus Blende und Belichtungszeit zu bestätigen. Das TE-Modell besitzt ein Tessar Objektiv (f 3.5), während das SE-Modell mit einem Sonnar Objektiv (f 2.8) ausgestattet ist.
Wer sich für die Geschichte der Modellentwicklung interessiert, dem sei der Wikipedia-Artikel über Rollei 35 sehr zum empfehlen!
Rollei 35 SE – eine Kurzanleitung
Wie bereits angetönt, habe ich eine Rollei 35 SE geerbt. Daher bezieht sich folgende Kurzanleitung auf dieses Modell. Doch die allermeisten Modelle sind nach sehr ähnlichem Prinzip aufgebaut, so dass diese Bedienungsanleitung praktisch allgemein gültig ist:
Objektivmechanik
- Objektiv bis zum Anschlag herausziehen
- An der Fassung im Uhrzeigersinn bis zu einem Click drehen
- Fokus zwischen 1 m und unendlich einstellen
Um das Objektiv zurück zu versenken:
- Entriegelungsknopf nach unten ziehen (geht nur bei gespanntem Verschluss!)
- An der Fassung im Gegenuhrzeigersinn drehen
- Objektiv versenken
Film einlegen
Rückwand öffnen:
- Auf Unterseite der Kamera den Entriegelungsriegel (neben Bildzählwerk) aufschieben
- Rückwand nach unten abziehen
Film (35 mm) einlegen:
- Filmandruckplatte herunterklappen
- Filmpatrone rechts einlegen
- Filmanfang in Auffangsspule einhängen
- Filmandruckplatte wieder zurück klappen
Rückwand wieder schliessen & abriegeln. Dann solange Auslösen & Aufziehen bis das Bildzählwerk an der Kameraunterseite auf „1“ steht.
Film zurückspulen
Ist man durch mit seinem Film (meist nach 24 oder 36 Fotos), muss der Film manuell zrückgespult werden:
- Vor dem Spulen den Rückspulhebel (gleich beim Verschluss) in die Positon R nach oben umstellen.
- Die Rückspulkurbel befindet sich auf der Kameraunterseite, neben dem Bildzählwerk
- Im Uhrzeigersinn drehen & so Film zurückspulen, bis der Widerstand deutlich schwächer wird
- Rückwand öffnen & Film rausnehmen
Filmempfindlichkeit einstellen
In Rollei 25 können Filme mit ISO-Werten zwischen 25 und 1600 eingelegt werden. Diese Filmempfindlichkeit wird manuell „auf“ dem Einstellrad für die Blende eingestellt: Der ASA-Pfeil entspricht dem ISO-Wert.
Blendeneinstellung & Verschlusszeiten
Sowohl die für die Blende wie auch für die Verschlusszeiten werden die Einstellungen am entsprechenden Rad vorgenommen.
- Blende zwischen f 2.8 (offene Blende) und f 22 (geschlossene Blende) einstellen
- Verschlusszeit zwischen B (Bulb-Funktion) resp. 1/2 und 1/500 Sekunde einstellen
Wer (so wie ich) zu Beginn nur minime Ahnung hat, bei welchen Lichtverhältnisse welche benötigten Blende- & Verschlusszeiteneinstellungen nötig sind, dem empfehle ich auf sein Smartphone einen Lichtmesser zu installieren. Eine gute Android-App dafür ist zum Beispiel „OKO Light Meter„.
Aufnahmen: mit Rollei 35 SE aufgenommene Fotos
Sobald ich verschiedene Fotos besitze, die ich mit meiner geliebten Rollei 35 SE Kamera aufgenommen habe, werde ich diese hier veröffentlichen. Aber eben, zuerst einmal muss ich sie entwickeln und digitalisieren (lassen)… ;-)
Was ist Deine Meinung zur Rollei 35 ?
Besitzt Du ebenfalls eine Rollei 35 ? Oder hast Du grosse Erfahrung in der analogen Fotografie ? Ich freue mich auf Deine Meinung zu diesem Thema in den Kommentare!
Bist Du eher digital unterwegs, möchtest aber auch eine kleine handliche Kamera erwerben? Hier geht es zum Review zur Ricoh GR III: Minimalistische Point-and-Shoot Kamera für den grossen Fotospass
5 Antworten
Hallo,
ich habe eine Rollei 35 TE geerbt und würde diese gerne wieder in Betrieb nehmen. Leider habe ich bisher nicht herausfinden können wie genau man die Batterie einlegt. Ich habe die PX27G besorgt, da sie in vielen Foren empfohlen wurde. Können Sie mir erklären wie ich das Batteriefach öffne?
Über eine Antwort wäre ich ihnen sehr dankbar!
Viele Grüße,
Leonie
Hallo Leonie
Danke für Deinen Kommentar!
Die Batterie befindet sich bei der Rollei 35 im Inneren der Kamera, bei der Filmpatrone ist ein silberfarbiger bzw. schwarzer Schraubverschluss sichtbar. Wird dieser entfernt (aufgeschraubt) kommt die Batterie zum Vorschein.
Liebe Grüsse
Marc
Meine Meinung zu der Kamera ist:
Solange ich keine Bilder habe, habe ich absolut keine Ahnung von der Kamera.
Da ich aber Bilder und Erfahrung mit dem billigeren Exemplar der Rollei35B habe kann ich folgendes sagen.
Solange sie funktionieren, man weiss auf was man bei der Bedienung zu achten hat und man versteht wie damit gute Bilder zu machen sind werden diese hervorragend – für damalige Verhältnisse. Das reicht auch heute vollkommen aus, wenn man die Bilder nicht pixelpuuubsmässig mit digitalen kameras vergleicht – was bei Film vs. Digital eh vergebene Lebenszeit ist (Kokosnüsse vs. Footballs).
Das Rollei35B exemplar das ich und mein Vater in den Händen hatten litt unter Filmverriss. Das heisst man konnte den Film penibel und perfekt einlegen oder liderlich, jeden xten Film hat es verklemmt und verrissen, was natürlich die Situation für nachfolgende nicht besser gemacht, da damals warscheinlich auch Schnipsel in der Mechanik verblieben sind. Ein Problem dass schön öfter vorkam bei den kleinen B und LED modellen (LED hatte ich auch mal, ging sofort los mit dem Problem).
Ich habe mir daher zuletzt eine Olympus 35RC zugelegt, ebenso klein, ebenso tolle Bildqualität, weniger german-queernigineering, dafür moderner in der Film befüllung und zuverlässiger im Transport. Obendrein mit Geistersucher zum Scharfstellen, was die Rollei35 mit Ihrem einachen Sucher nicht bieten kann.
Dazwischen hatte ich eine Minox 35ML – die besten Bilder, ähnlich in der Bedienung wie die Rollei, allerdings ist der labile Verschluss schnell aus der Verankerung wenn sie nicht konsequent soft behandelt. Nix da mit in der LederAktentasche drin und auf den Beifahrer sitz lupfen – Mach das 3-5x und die Kamera muss in die Werkstatt.
Meine jetzige kompakte macht diesbezüglich keine Sorgen mehr, ist grösser und schwerer, aber auch unkaputtbarer – Leica IIIF. Modern ist allerdings ander, auch aus dem Blickwinkel der 50er. ;-)
Ich liebe die Rollei35 immer noch, aber zum ernsthaften Fotografieren würde ich sie nicht mehr nutzen, eher als Erinnerungsgimmick – nice2have.
Grüsse, und viel Spass.
Hallo Carlos. Vielen lieben Dank für deinen ausführlichen Kommentar! :-)
In der Tat, das Filmeinlegen ist bei der Rollei 35 nicht immer ganz unproblematisch – aber zum Glück hatte ich noch keinen einzigen Filmriss zu verzeichnen. Ist wohl ziemlich von der Kamera abhängig, schätze ich mal.
Klar, mein Rollei35 nutze ich auch nur zum Fun und keineswegs zum ernsthaften Fotografieren; die Kamera ist für mich primär ein Erbstück mit schönen Erinnerungen an ein verstorbenes Familienmitglied. Ich hatte einfach mit dieser Pandemie genügend Zeit, mich mit diesem Teil der Fotogeschichte auseinander zu setzen und mit der Rollei35 herum zu spielen.
Ich wünsche Dir ebenso noch viel Spass beim Fotografieren, sei es mit der Rollei35, mit der Olympus 35RC oder eben doch einfach „nur“ digital mit deiner Leich IIIF! :-)
Liebe Grüsse
Marc
Ich habe zwei Rollei 35, die mit dem Tessar Made in Germany und die 2. mit dem Sonnar aus Singapur. Ich habe in den Analogzeiten die Beiden geliebt, obwohl ich noch 4 Canon Gehäuse mit ein paar Objektiven hatte und noch habe. 😉